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So wählt unser Gehirn aus, welche Informationen es sich langfristig merkt

Im Arbeitsalltag werden wir mit einer Vielzahl an Informationen konfrontiert. Doch was ist dafür verantwortlich, dass wir uns eine Information dauerhaft merken – und nicht gleich wieder vergessen?

3 Min.
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Neurowissenschaftler:innen haben analysiert, was wir uns wie gut merken können – und wie wir dem Langzeitgedächtnis auf die Sprünge helfen. (Bild: Shutterstock)

Wir kennen das wohl alle – es gibt Dinge, die man noch nach Jahren weiß und andere Informationen, die wir schon kurz, nachdem wir sie aufgenommen haben, wieder vergessen haben. Während uns bestimmte Ereignisse oder Personen im Gedächtnis bleiben, haben wir vieles ganz schnell wieder verdrängt. Doch wo liegen die Unterschiede und wie können wir das beeinflussen?

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Eine neue Studie, die in die Zeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde, erklärt, warum diese unterschiedliche Behandlung in unserem Gehirn stattfindet: Wir können Erinnerungen „markieren“. Denn Forscher:innen wissen heute, dass das Gehirn von Menschen und Säugetieren über ein System verfügt, das unterscheidet, ob eine Lebenserfahrung wichtig für unsere Arbeit oder unser weiteres Leben ist. Die ist es dann wert, im Langzeitgedächtnis aufgenommen zu werden, während andere Dinge zügig gelöscht werden,

Hierfür haben Neurowissenschaftler:innen mit Mäusen experimentiert – keine Angst, bestimmte Gehirnprozesse haben sich im Laufe der Evolution kaum verändert und sind daher auch mit Abstrichen auf andere Säugetiere übertragbar. Die Versuche zeigten, dass Zellen im Hippocampus des Gehirns im Wachzustand nach einem bestimmten Muster arbeiteten. Es handelt sich dabei um die so genannten „sharp-wave ripples“, ein bislang noch wenig erforschtes Signalmuster.

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Dabei senden Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Hippocampus, dem Gyrus dentatus, synchrone Signale aus, die etwa 50 Millisekunden lang anhalten. Dass der Gyrus dentatus als Eingang zum Gedächtniszentrum und als „Gate Keeper“ für eingehende Reize fungiert, ist aus früheren Studien bekannt.

Mäuse wandelten nur bestimmte Incentive-versprechenden Erinnerungen um

Dr. György Buzsáki, Professor für Neurowissenschaften an der NYU Langone Health, ließ in diesem Zusammenhang die Mäuse ein Labyrinth passieren, wobei am Ende eine Belohnung stand, wenn die Nagetiere ihre Aufgabe erfolgreich erfüllten. Die Wissenschaftler:innen überwachten die Aktivität der Nervenzellen über Elektroden, welche die gewonnenen Daten in eine Software überführten. Dabei erkannte der Forscher, dass jeder Erfahrung und jedem Ereignis eine ganz eigene Wellenform zugeteilt wird. Unklar waren allerdings die Mechanismen dahinter. Hierfür wurden die Gehirnströme im Wachzustand mit denen in Schlafphasen abgeglichen.

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Deutlich wurde in der im Schlaf durchgeführten Studie, dass Erfahrungen aus dem Wachzustand, die als wichtig erachtet werden, in dauerhafte Erinnerungen umgewandelt wurden, während andere keine dauerhaften oder nachhaltigen Erinnerungen bildeten. Die Wissenschaftler:inne ermittelten, dass die Mäuse vor allem jene Dinge behielten, die in der Vergangenheit zu einer Belohnung geführt hatten. Doch das Gehirn entscheide instinktiv und autonom darüber, was darunter fällt. Ganz machtlos ist der Mensch allerdings nicht, wenn’s darum geht, was wir uns beispielsweise aus unserem Arbeitsalltag merken. Denn die Untersuchungsergebnisse lassen schlussfolgern, dass wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, dass eine Erinnerung dauerhaft im Gehirn abgelegt wird.

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Wahrnehmung gerade einmal zwei Sekunden im Ultrakurzzeitgedächtnis bleibt, bevor wir sie wieder vergessen und mit neuen Erinnerungen überdecken. Daher kann es vernünftig sein, nach bestimmten Dingen, die man später wieder in die Erinnerung bekommen will, eine andersartige Tätigkeit zu verrichten, also nicht immer gleichförmig zu arbeiten.

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Die Versuche mit den Mäusen haben außerdem gezeigt, dass es bei den scharfen Wellen, den „sharp-wave ripples“ Aktivitätsausbrüche gibt, wenn die Maus danach still steht und „ihr Gehirn im Wesentlichen im Leerlauf ist“, wie es Daniela Schiller, Professorin für Neurowissenschaften und Psychiatrie an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai, formuliert.

Gehirn mit Pausen und unterschiedlichen Arbeiten entspannen

Was wir daraus lernen können, ist vor allem eines: unser Gehirn nicht mit zu vielen gleichformatigen Informationen zu überlasten, sondern eher in unterschiedlichen Ebenen zu denken und verschiedene Tätigkeiten und geistige Fähigkeiten zu kombinieren. So stellten die Forschenden fest, dass mit Erfolgen verbundene Ereignisse, die auf eine Pause folgen, eher im Langzeitgedächtnis zu finden waren. Die Forscherin Daphna Shohamy, Direktorin des Zuckerman-Instituts der Columbia University, urteilte, dass man bei den Tieren beobachten konnte, dass sie nach einer neuen oder lohnenden Erfahrung innehielten.

„Wir haben vor ein paar Jahren eine Studie durchgeführt, in der wir Menschen durch ein Labyrinth mit zufälligen Objekten auf dem Weg navigieren ließen – mit dem Ziel, einen Schatz zu finden“, erklärt Shohamy. „Wann immer sie den Schatz fanden, erinnerten sie sich mit größerer Wahrscheinlichkeit an das zufällige Objekt, an dem sie auf dem Weg vorbeigekommen waren.“

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Es kann sich also auch für uns lohnen, immer mal im Alltag innezuhalten und Pausen einzulegen – und darüber hinaus viele unterschiedlich geartete Arbeiten zu kombinieren, um das menschliche Gehirn besser auszulasten.

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